Sonntag, 2. November 2008

Film: Die Rebellion von Kautokeino

Er wurde und wird vielleicht auch noch im Rahmen der nordischen Filmtage in Lübeck gezeigt.

Diese Geschichte ist so oder so ähnlich tatsächlich geschehen. Kautokeino ist ein kleiner Ort am nördlichen Rande der nördlichen Welt ( 69° 14? N, 23° 29? O). Die Bevölkerung besteht überwiegend aus Samen. Eine genaue Inhaltsangabe des Films möchte ich hier nicht niedertippen. Sie findet sich besser auf der Seite der nordischen Filmtage.

Da standen sie nun vor der Leinwand, nur wenige Meter von uns entfernt, denn wir saßen in der zweiten Reihe. Drei wirklich sympathisch aussehende Menschen. Den einen kannte ich. Er führte in die Filme ein, erläuterte kurz und interviewte anwesende Regisseure/Schauspieler usw. Der andere musste demnach Niels Gaup, der Regisseur sein. Ein Mensch mit ruhigen lieben Augen und Wollpulli. Daneben eine schöne, schlanke, etwas hibbelige, junge Frau im Abendkleid. Die Hauptdarstellerin des Films: Anni-Kristiina Juuso, die übrigens entgegen des Wikipedia-Eintrages nicht nur samisch, finnisch und englisch, sondern auch eingermaßen gut deutsch spricht.

Im Interview erklärte Niels Gaup seine Beweggründe, diesen Film zu drehen. Er ist ein Nachfahre der Rebellen. Über die Rebellion wird in Kautokeino wenig gesprochen. Es kommt in den Schulbüchern vor, aber ansonsten wurde der "Vorfall" nach der Aussage von Niels Gaup totgeschwiegen. "Shame" war das Wort, das im Interiew immer wieder fiel. Die Samen schämten sich dieses Ereignisses. Sie hatten Menschen getötet. Das war ein großer Fehler, eine große Sünde, gewesen.
Dass sie immer wieder aufs Heftigste provoziert wurden, war nicht das Entscheidende.

Besonders beeindruckend war die Hauptdarstellerin. Im Interview wirkte sie fast albern, aber absolut ungekünstelt und ebenfalls sehr sympathisch.

Im Film aber war sie fantastisch. Eine selbstbewusste Frau, die sich gegen alle Widerstände stellt, ihr Volk anführt und die diese Rolle mehr als eindrucksvoll darstellt.

Ich kann schwer erklären, was den Film so authentisch macht, weil ich während des Film nicht ein einziges Mal darüber nachgedacht habe.
Ich war in Kautokeino.
Die Samen wirkten alle absolut überzeugend. Kein Wunder, denn sie wurden auch von den Nachfahren der Rebellen, gespielt. Die Handlung des Films ist nicht nur an die Wirklichkeit angelehnt. Da er einen Zeitraum von mehreren Jahren darstellt, ist klar, dass gekürzt werden musste. Eine Auswahl der wichtigsten Ereignisse musste getroffen werden. Ein Action-Film, um einfach nur Geld zu machen, durfte es auf keinen Fall werden. Das hatte Niels Gaup seinen Leuten versprochen, so teilte er uns im Interview mit. Er sollte die Wahrheit erzählen.

Ein wirklich beeindruckender Film, um in eine andere Welt abzutauchen und um festzustellen, dass selbst am Rande der Welt Menschen unterdrückt wurden. Umso schöner, dass ich die wichtigsten Personen des Films, den Regisseur und die Hauptdarstellerin, direkt erleben durfte.

Inzwischen wird über die Rebellion in Kautokeino auch dort geredet. Die Handlung des Films wird sogar im Theater des Ortes aufgeführt. Ein Stück Vergangenheit, das dank Niels Gaup aus dem Tabubereich geholt wurde.

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